Kommunikations-Tagebuch einer Urlauberin

Endlich ein paar Tage frei. Auf von Hamburg nach Langeoog!

Im Auto ist noch alles fein. Das Navi spricht in verständlicher Sprache zu uns, wiederholt wichtige Hinweise zwei- bis drei- bis vierfach. Und auch wenn es manche Orte oder Straßen komisch ausspricht: Mit diesem „navigatorischen“ Akzent kann ich gut leben.

Auf der Fähre wird es dann unscharf mit der Kommunikation. Eine der Durchsagen betrifft die Koffer, die man vorher gegen Gebühr aufgeben musste. Fast wie im Flugzeug. Wo können wir die nochmal abholen? Im Hafen oder später, am Inselbahnhof? Bei dieser für mich wichtigen Ansage war ich abgelenkt, wiederholt wurde sie nicht.

Irgendwann mit dem Koffer wieder vereint, gehen wir ins Hotel. Es ist erst 12 Uhr, aber wir sind durchgefroren und hoffen auf Gnade beim frühzeitigen Check-In. Nichts da. „Koffer könnse da abstellen, Zimmer sind nicht fertig. Vor 15 Uhr wird das nix.“ Eine friesisch-herbe Abfertigung, danke für’s Gespräch. Kein „Herzlich Willkommen“. Kein „Tut mir leid, die Zimmer sind noch nicht gereinigt, aber wir schauen, was wir tun können.“ Eine Abfuhr vor der eigentlichen Ankunft.

Im Restaurant dann eine der häufigsten Varianten von kommunikativer Verwirrung: ein Missverständnis aus der Rubrik „gedacht ist nicht gesagt“. Meine Begleitung und ich sind uns schnell einig, nehmen beide das gleiche Gericht. Sie bestellt, ich nicke bestätigend. Ist doch klar, einmal Enchiladas, zweimal Enchiladas… Der Kellner bringt nur Besteck für eine Person.

Warum diese Urlaubs-Episoden in diesem Blog? Ganz einfach, denn sie zeigen: Das miteinander sprechen, einander verstehen und verstanden werden ist schon in banalen Alltagssituationen nicht garantiert. Wieviel kann also bei wichtigen, anspruchsvollen Themen im Beruf, in der Öffentlichkeit, in den Medien schiefgehen?

Aus den beschriebenen Situationen lassen sich vier Lehren ziehen:

  1. Ein regionaler Dialekt oder fremdsprachlicher Akzent ist praktisch nie ein Problem, solange man das Gesagte gut verstehen kann.
  2. Wiederholung schafft Klarheit und verstärkt die Botschaft. Auf Englisch heißt es so schön: „repetition doesn’t spoil the prayer“. Was im Navi hilfreich ist, wäre auch bei der Ansage zum Koffer nützlich gewesen.
  3. In emotionalen Momenten braucht es ein Mindestmaß an Empathie. Sie müssen die Meinung (oder hier den Wunsch der durchgefrorenen Touristinnen) ja nicht teilen. Wenn die Zimmer nicht fertig sind, sind die Zimmer nicht fertig. Trotzdem hilft es der Kommunikation von Mensch zu Mensch, wenn es irgendwo mal heißt „Ah, das verstehe ich.“
  4. Der Klassiker: Gedacht ist nicht gesagt. Kommt öfter vor, als wir denken. Im Kopf haben wir viele unserer Kernbotschaften klar, aber es fehlt die Herleitung. Oder die Einordnung. Deshalb lohnt es sich, wichtige Botschaften an anderen auf Verständlichkeit (und in Teilen auch Vollständigkeit) zu testen.

In diesem Sinne: Allen Langeoog-Reisenden noch einen schönen Urlaub!