Checkliste für „charismatische“ Rede-Manuskripte

12 Tipps für starke Auftritte als Speaker:in

Wollen Sie, dass Ihr Publikum gegen Ende ihres Auftritts nach einem Nickerchen wieder die Augen aufschlägt? Oder wollen Sie, dass die Menschen Ihnen zuhören, Sie verstehen, sich von Ihnen begeistern lassen? Dann schauen Sie doch einmal, ob Sie wichtige Zutaten einer guten Rede anhand der folgenden Checkliste berücksichtigen wollen. Sie zeigt Möglichkeiten auf, wie Sie aus einem sachlich richtigen Manuskript einen charismatischen Auftritt machen können.

  1. Ein solcher Auftritt beginnt zum Beispiel mit einem Wow-Opening: Dabei ist vieles erlaubt, was von den üblichen Standards abweicht. Eine Anekdote zum Beispiel. Ein Erlebnis auf dem Weg zur Veranstaltung. Sogar ein Gespräch am eigenen Frühstückstisch, sofern es mit dem Thema der Rede in Verbindung steht. Eine Schlagzeile. Eine Hypothese. Eine Frage. Ein Ausblick: „Nach den nächsten 30 Minuten werden Sie unser Thema sicher mit anderen Augen sehen!“ Sie können auch eine Requisite mitbringen, sofern es zum Thema passt. Einfach mal etwas wagen – jenseits der langweiligen, kraftlosen Norm.
  2. Kurze Sätze bilden das Grundgerüst. Fünf Wörter, acht Wörter, auch mal zehn oder zwölf. Aber dann gern wieder kürzer, ein Halbsatz. Ein Ein-Wort-Satz. Locker hingeworfene Bemerkungen. Wir sprechen nicht systematisch in der Form Subjekt-Verb-Objekt-Komma-Relativsatz-Komma-dass-Satz.
  3. Klare Struktur planen. Möchten Sie einen Ausblick auf das kommende Jahr geben, dann eignen sich vielleicht die „fünf wichtigsten Trends“. Halten Sie eine Laudatio auf eine interessante Person, können Sie sie ebenfalls in Kapitel gliedern. Sollen Sie ein Reformvorhaben kommentieren, könnten es die „drei Knackpunkte“ sein, die Ihrer Rede Struktur geben.
  4. Umgangssprache und Alltagssprache verwenden. Das bedeutet: wenig Nominalstil, wenig -ung, -tion, -heit und -keit. Es muss nicht klingen wie gedruckt. Es ist ja zum Sprechen und Hörverstehen gedacht.
  5. Gute Beispiele und Vergleiche nutzen. Das gehört wirklich in die Vorbereitung einer Rede. Ein guter Vergleich wird Ihnen vor dem Mikrofon vermutlich nicht spontan einfallen. Aber Beispiele und Vergleiche sind das Salz in der Verständlichkeits-Suppe. Oder anders gesagt: Beispiele und Vergleiche erzeugen Bilder im Kopf. In Ihrem und in dem der Zuhörenden.
  6. Rhythmus im Satzbau zulassen. Beispiel: „Unser Unternehmen ist gut in …! Unser Unternehmen ist gut in …! Unser Unternehmen ist noch nicht so gut in …!“
  7. Mut zu Ich-Botschaften. Beispiele: „Ich bin der Überzeugung, dass …“, „Ich beobachte zunehmend …“, „Mir ist schleierhaft, warum …“, „In meinen neun Jahren im Unternehmen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass …“.
  8. Strukturierende Fragen einsetzen. An vielen Stellen gern eingesetzt. Warum? Weil sie beim Publikum das Moment des „Wissen-Wollens“ auslösen und damit die Aufmerksamkeit schärfen. Und beim Sprechenden? Da geben strukturierende Fragen Gelegenheit für eine kurze Pause und sie sind ein interessanter Wechsel im Sprachrhythmus.
  9. Sprechpausen einplanen und markieren.
  10. Fremdwörter, Fachbegriffe, Denglisch und Abkürzungen immer kritisch hinterfragen. Brauchen Sie diese Wörter wirklich – oder gibt es eine gute Übersetzung? Dieser Aspekt ist natürlich vom Publikum abhängig. Überschätzen Sie jedoch nicht, was das Publikum bereits weiß oder aufzunehmen bereit ist. Auch bei Abkürzungen: Seien Sie vorsichtig! Finden Sie Alternativen!
  11. Zahlen auf ein notwendiges Minimum reduzieren. Die eine aussagekräftige Zahl, der Gewinnsprung, die magische Marke – all dies darf natürlich Eingang finden in sprechbare Manuskripte. Viel mehr aber bitte nicht! Kein Zahlensalat. Keine Vermischung der Ebenen, zum Beispiel von Jahreszahlen, Prozentzahlen, absoluten Zahlen.
  12. Konsequent auf nervige Standards verzichten. Beispiele: „Freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind“, „Möchte Ihnen ein Thema näherbringen“, „Möchte auch noch den Vize-Nebenstellen-Leiter begrüßen …“, „Leider nicht genug Zeit für …“, „Bevor ich beginne, möchte ich kurz …“, „Danke für Ihre Aufmerksamkeit“. All das sind langweilige, abgedroschene Aufmerksamkeitskiller!

Und: Ganz egal, ob Sie selbst texten oder „nur“ mit dem gelieferten Text arbeiten müssen: Lesen Sie von Anfang an halblaut mit! So manches Bürokraten-Deutsch, manche ellenlange Satzkonstruktion fällt dann sofort auf und kann ersetzt werden.

Bild: BrianAJackson