„Ich bin vielleicht versetzungsgefährdet“

ARD-Sommerinterview mit Bärbel Bas

Sie ist SPD-Co-Vorsitzende, Bundesministerin für Arbeit und Soziales und die einzige Frau im Koalitionsausschuss aus Union und SPD. Es ist ihr erstes Sommerinterview für die ARD. Falls sie aufgeregt ist, merkt man es ihr nicht an. Konzentriert, das schon. Kontrolliert, unbedingt. Kämpferisch? Nö.

Fangen wir mit den Highlights dieser 30 Minuten an: Die Frage nach einer möglichen Kanzlerkandidatur (sie wäre die erste Frau in der SPD) lässt sie geschickt abprallen. Ebenso die Frage nach dem gesunkenen Vertrauen in ihre Arbeit und die Zukunft der Rentenversicherung. Ob sie bereits durchgefallen sei bei den Wählern, will der Moderator wissen? „Ich bin vielleicht versetzungsgefährdet. Aber durchgefallen bin ich nicht.“ In Minute 15 gibt sie das erste und einzige Beispiel des gesamten Interviews für ein mögliches Sanktionsinstrument beim Bürgergeld. Das war es dann schon.

War es also ein schlechtes Interview? Formal keineswegs. Die Antworten haben eine gute Länge. Ministerin Bas lässt sich nicht in Versuchung führen durch die Fragen. Sie vermittelt Ruhe und Kontrolle über die Situation. Aber reicht das? Ich denke nein. Es ist ein Interview der ungenutzten Chancen.

Drei Dinge schaffen Distanz und erschweren das Verständnis:

  1. Bas nutzt kaum Mimik und Gestik. Alles wirkt gedämpft, runtergeregelt, kontrolliert.
  2. Sie nutzt häufig Schachtelsätze mit relativierenden Einschüben. Dadurch geht Kraft und Klarheit in den Aussagen verloren, insbesondere in der Antwort zum Umgang mit Israel.
  3. Ihr sprachliches Niveau ist anspruchsvoll. Wo mit Begriffen wie Sicherheitskabinett, Mitwirkungspflichten, Sozialstaatskommission und Rechtskreiswechsel (!) jongliert wird, geht es vermutlich über die Köpfe vieler Zuschauerinnen und Zuschauer hinweg.

Es fehlt die Anschaulichkeit. Es fehlen gute Beispiele. Es fehlt die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger, der Wähler also. Es fehlt diesem Interview das Lebendige und Nahbare. Vertrauen in ihre Arbeit? So wird es die Ministerin nicht zurückgewinnen.